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Pressemitteilung

Rolf Beuting: „Vierspuriger Auerbergtunnel macht Loisachtal zur Transitstrecke – wo bleibt ein nachhaltiges Verkehrskonzept?“

Murnau/Kr. GAP. – „Die Nachricht von CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, dass der Auerbergtunnel nun in der vierspurigen Version für über 100 Millionen Euro Baukosten realisiert werden soll, ist ein Fiasko für unsere Region.“ Rolf Beuting, ÖDP-Kreisvorsitzender und Bürgermeister von Murnau, spricht angesichts des geplanten vierspurigen Ausbaus der Bundesstraße B2 mit Auerbergtunnel zwischen Eschenlohe und Oberau von einer kurzsichtigen Entscheidung. „Das ist Verkehrspolitik aus den 70-er Jahren und hat nichts mit vorausschauender, nachhaltiger, an Klimafragen orientierter Mobilitätspolitik zu tun.“

Rolf Beuting, ÖDP-Kreisvorsitzender und Bürgermeister von Murnau

Rolf Beuting, ÖDP-Kreisvorsitzender und Bürgermeister von Murnau

Der ÖDP-Kreisverband spricht sich nicht grundsätzlich gegen den Bau von Entlastungsstraßen aus. Jedoch führt der geplante vollständige vierspurige Ausbau der Bundesstraße B2 zwischen dem Ende der Autobahn A95 (bei Eschenlohe) und Garmisch-Partenkirchen nach Ansicht von Rolf Beuting „nicht zur gewünschten Verkehrsentlastung“. Im Gegenteil: „Wir befürchten, dass im Gesamtkontext der geplanten bzw. teilweise bereits im Bau befindlichen Landkreis-Tunnelprojekte (Wank- und Kramertunnel, Ortsumfahrung Oberau und Auerbergtunnel) die Autobahn A95 de facto bis Garmisch-Partenkirchen verlängert und als Route deutlich aufgewertet wird.“

Bei steigender Kapazität sei praktisch zwangsläufig – zusätzlich zum bereits prognostizierten Verkehrszuwachs – mit weiter zunehmendem Individualverkehr und in der Folge mit einem weiteren Anstieg von Lärm und Abgasen, außerdem mit der Verlagerung von Staus und Verkehrsengpässen zu rechnen. Was an einer Stelle im Landkreis (Autobahnende) zu einer Entlastung bzw. zu besserem Verkehrsfluss führt (zumindest kurzfristig), werde an anderer Stelle deutliche Mehrbelastungen bedeuten. Es bestehe etwa die Gefahr, dass sich Verkehrsengpässe/Staus in Richtung Mittenwald/Zirler Berg und Grainau/Fernpass verlagern.

Der geplante vierspurige Bau des Auerbergtunnels führt aus Sicht der ÖDP zur Entstehung einer neuen Transitstrecke München – Italien, also einer Alternativroute zur regelmäßig überlasteten Inntal-Autobahn samt vor-/nachgelagerter Straßen. „Dies ist gemäß Alpenkonvention rechtswidrig“, kritisiert Beuting. Da das größere Verkehrsvolumen auch an vor- und nachgelagerter Stelle bewältigt werden müsste, sei in Konsequenz mit neuen und weiteren Straßenausbaumaßnahmen zu rechnen. Dies zeige, dass die geplante Lösung Kriterien der Nachhaltigkeit nicht standhält. Die vorgenannten Nachteile und Gefahren für Bevölkerung und Natur stellen, so Beuting, „auch den Tourismus als wichtiges wirtschaftliches Standbein der Region infrage. Denn wer will schon Urlaub in einem Autobahn-Tal machen?“

Aus Sicht der ÖDP wurden bisher kaum oder keinerlei ernsthafte Bemühungen betrieben, durch alternative Verkehrskonzepte Entlastung für die Landkreisorte zu schaffen. Der Landkreis brauche zuvörderst ein umfassendes, integriertes Verkehrskonzept, das einerseits auf Verkehrsvermeidung, andererseits auf eine möglichst intelligente, naturschonende und nachhaltige Verkehrsbewältigung setzt. Rolf Beuting: „Es reicht nicht, Verkehrsplanung auf Straßenbauplanung zu reduzieren; vielmehr sind hier auch die Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Verkehrs, die Stärkung des Radverkehrs sowie intelligente Verkehrsleitsysteme und -vernetzungen gefordert. Und wo bleibt die dringend notwendige Taktverdichtung der Werdenfelsbahn?“

Bereits im Planfeststellungsverfahren hat die ÖDP im konkreten Fall der Ortsumfahrung von Eschenlohe gefordert, schonendere und nachhaltigere Lösungen (als Ersatz für die beiden maroden Tunnel auf der Olympiastraße) zu prüfen; es sollten auch zwei- und dreispurige Varianten (z. B. dreispurige Bundesstraße mit einer Mittelspur, die je nach Bedarf für die stärker belastete Richtung freigeschaltet werden kann) in Betracht gezogen werden. Nach Ansicht von Rolf Beuting stellt das Projekt „eine weitere kostenintensive Straßenausbaumaßnahme ohne nachhaltige Problemlösung dar, letztlich zu Lasten von Mensch und Natur“. Große Chancen würden so vertan, gewaltige Millionengelder falsch investiert.

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